FSF veröffentlicht Verfahren zur GPL Version 3

Von Dr. Axel Metzger
 
Die FSF hat eine GPL3 Process Definition veröffentlicht, welche das Verfahren zur Erstellung und Diskussion der nächsten Version der wichtigsten freien Softwarelizenz festlegt. Der erste Entwurf wird auf einer Konferenz am 16. und 17.01.2006 am MIT in Cambridge/Massachusetts vorgestellt, nach eingehender Diskussion mit allen Interessengruppen soll die endgültige Version spätestens im März 2007 fertig gestellt sein.

Hintergrund:

Die Process Definition nennt drei Ziele der Reform. Erstens soll die neue Lizenzversion dem Ziel einer "globalen Lizenz" näher kommen als die GPL2 und dadurch die Internationalisierung der Freien Softwarewelt erleichtern. Diese Zielvorgabe ist aus juristischer Sicht von besonderem Interesse. Richard Stallman hatte unlängst in einem Interview angekündigt, die Lizenz solle einen einheitlichen Text erhalten, der lediglich authoritativ übersetzt werden soll. Man darf gespannt sein, wieweit der Entwurf diese Vorgaben umsetzen kann. Wichtig für den Erfolg dürfte die Einbeziehung von Juristen aus unterschiedlichen Jurisdiktionen sein. Andernfalls wird es nicht gelingen, die Rechtssicherheit im Umgang mit GPL-Software zu erhöhen. Die Process Definition nennt als zweites Ziel die Verteidigung der bestehenden Freiheiten in einem veränderten technischen Umfeld. Techniken wie DRM, Application Service Providing verhindern mitunter technisch, dass der Nutzer die Rechte aus der GPL wahrnehmen kann. Auch in dieser Frage dürften die Diskussionen der nächsten Monate lebhaft werden. Als dritte Ziel heißt es, dass kein Schaden mit der neuen Lizenzversion angerichtet werden soll.
Der Process Definition kann entnommen werden, dass die FSF diese Diskussion möglichst breit gestalten möchte. Jedermann ist aufgerufen, Kommentare zu den Entwürfen zu schicken. Die Kommentare sollen dann in "Discussion Committees" diskutiert werden. Diese Committees werden nicht regional, sondern nach thematischem Bezug zur GPL geordnet sein. Die von den Committees als relevant eingestuften "Issues" sollen dann von der FSF "gelöst", das heißt entschieden werden. Kurzum: mitreden darf jeder, aussieben dürfen wenige, entscheiden wird alleine die FSF. Nichts anderes war für dieses Mal zu erwarten. Langfristig wird sich die FSF der Forderung nach einer Demokratisierung der Hoheit über die Lizenzen nicht widersetzen können.