Office Open XML wird ISO-Standard und soll mit ODF harmonisiert werden

Von Dr. Till Jaeger
 
Das von Microsoft in seiner neuesten Office Suite verwendete Format für Textdokumente Office Open XML (OOXML) wurde von der internationalen Standardisierungsorganisation ISO zum Standard (ISO/IEC 29500) angenommen worden. Der Entscheidung, die mit 75 % der Stimmen der Mitglieder erfolgt ist und damit die erforderliche 2/3-Mehrheit erreicht hat, war ein erbittert geführter Lobbystreit von Microsoft und den Anhängern des bereits bestehenden ISO-Standards Open Document Format (ODF) vorangegangen. ODF wird von dem SUN-Produkt "Staroffice" und dem Open Source-Officepaket "OpenOffice" unterstützt. Die ISO plant nunmehr die beiden Standards zu harmonisieren.

Hintergrund:

Der Standardisierungsentscheidung kommt erhebliche praktische Bedeutung zu, da öffentliche Ausschreibungen oftmals einen offenen Formatstandard verlangen. Das marktbeherrschende Office-Programm "Microsoft Word" besaß in der Vergangenheit keine frei zugängliche Spezifikation, so dass Konkurrenzprodukte oftmals nur eine unzureichende Konvertierung in andere Textformate herstellen konnten. Zudem bestanden Probleme bei der Kompatibilität mit älteren Word-Versionen, die den langfristigen Zugriff auf Dokumente in Frage gestellt haben. In Office 2007 ist nunmehr ein XML-basierendes Dokumentenformat umgesetzt, dessen Spezifikation offengelegt wurde. Damit ist es Wettbewerbern grundsätzlich möglich, Textverarbeitungsprogramme zu entwickeln, die dieses Format verarbeiten können.

Die Gegner von OOXML - insbesondere SUN, IBM und Anhänger von Freier Software - argumentierten vor allem damit, dass die Spezifikation mehr als 6000 Seiten umfasse und damit praktisch kaum implementierbar sei (ein ausführliches Wiki dazu). Zudem sei mit ODF ein hinreichender Standard vorhanden. Microsoft führt dagegen an, dass ODF zu sehr auf OpenOffice zugeschnitten sei und die erforderlichen Funktionen damit nicht ausreichend umgesetzt werden könnten.

Microsoft hat erhebliche Anstrengungen unternommen, um sein Dateiformat standardisieren zu lassen. Ein wesentlicher Schritt dafür war ein Verzicht auf die Geltendmachung von Patenten in einem sog. "Covenant not to sue", das von der Anwaltskanzlei Baker & McKenzie begutachtet wurde. Weiterhin wird das Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) bei einem Projekt zur Konvertierung der Formate ODF und OOXML im Rahmen einer DIN-Arbeitsgruppe gefördert. Damit ist die Frage der Standardisierung von OOXML auch von Relevanz in einem größeren Kontext, der die Frage nach den Anforderungen für einen "offenen Standard" betrifft (vgl. dazu die Auseinandersetzungen zu der entsprechenden Empfehlung des Bundestages im Juli 2007).

Während im September 2007 noch keine Mehrheit in der ISO für eine Annahme als Standard vorhanden war, hat sich nunmehr das Blatt zugunsten von Microsoft gewendet. Auch wenn abzuwarten ist, inwieweit Implementierungen des Standards in Textverarbeitungsprogrammen praktisch umsetzbar sind und der Wettbewerb der offenen Dokumentenformate den Nutzern zugute kommt, sind die Fortschritte in Richtung von freien und nachhaltigen Dokumentenformaten nicht zu verkennen.