Google veröffentlicht Webbrowser Chrome unter BSD-Lizenz

Von Prof. Dr. Axel Metzger
 
Der Suchmaschinengigant Google hat mit einem Paukenschlag den angrenzenden Markt für Webbrowser betreten. Die Quelltexte von Chrome werden unter einer einfachen BSD-Lizenz unter dem Namen „Chromium“ freigegeben. Dem Open Source-Modell widersprechende Bedingungen in den EULAs, welche Google für die Verbreitung von Chrome benutzt, wurden zwischenzeitlich gestrichen.

Hintergrund:

In den zunächst veröffentlichten Bedinungen hatte es geheißen: "10.2 Es ist Ihnen nicht gestattet, den Quellcode der Software oder Teile davon zu kopieren, zu verändern, darauf basierende Werke zu erstellen, ihn zurückzuentwickeln, zurückzuassemblieren oder auf andere Weise zu extrahieren." Dieser Passus ist aber mittlerweile gestrichen worden, zudem heißt es in den nunmehr genutzen EULAs ausdrücklich, dass die maßgeblichen Open Source Bedingungen vorrangig sind: "Wenn Sie Software-Entwickler sind und Google Chrome weiterentwickeln möchten, müssen Sie hinsichtlich der Open Source-Komponenten von Google Chrome diejenigen Nutzungsbeschränkungen beachten, die sich aus den speziellen Open Source-Softwarelizenzbedingungen ergeben. Hinsichtlich der Open Source-Komponenten gehen die speziellen Open Source–Softwarelizenzbedingungen diesen Nutzungsbedingungen vor. Die speziellen Open Source–Softwarelizenzbedingungen sind unter [URL] abrufbar."

Interessant ist die Frage, warum sich Google zur Freigabe des Codes nach Open Source Bedingungen entschieden hat. Das Argument, man habe selbst stark von anderen freien Programmen profitiert und wolle nun etwas zurückgeben, trifft sicherlich nur die halbe Wahrheit, auch wenn in Chrome einige vorbestehende Open Source-Komponenten mitverbreitet werden. Entscheidend dürfte vielmehr der Gesichtspunkt gewesen sein, dass die Internetwerbung via Adwords und anderer Techniken als Kerngeschäft von Google stark von der Leistungsfähigkeit der heute und künftig verwendeten Browsertechnologie abhängt. Weil der Marktführer Microsoft Internet Explorer nach wie vor mit dem Windows-Betriebssystem verschenkt wird, dürften herkömmliche, proprietäre Entwicklungs- und Lizenzmodelle von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Google setzt für die Fortentwicklung der Technologie deswegen auf das dezentrale Entwicklungsmodell Open Source. Das vitale Interesse von Google an freier Browsertechnologie kommt keineswegs überraschend. Google hat bereits in den letzten Jahren die Mozilla-Foundation fast vollständig finanziert hat und die Vereinbarungen gerade um weitere 3 Jahre verlängert.