US Navy und Mercedes nehmen Kurs auf Freie Software

Von: Dr. Till Jaeger

Die zunehmende Verbreitung von Freier Software in Embedded Systemen und die Bemühung um Lizenz Compliance zeigen sich an den aktuellen Informationen, die die Daimler AG veröffentlicht hat sowie den Meldungen zu einem neuen Schiff der US Navy.

Auf der Website von Mercedes-Benz wurde ein Dokument mit allen Open Source Lizenzen für Software veröffentlicht, die in den verschiedenen Fahrzeugen der Marke Mercedes-Benz enthalten ist.

 US Navy

Auch die US Navy vertraut auf Freie Software und stattet ihren neuen Zerstörer "USS Zumwalt" mit Linux und anderer Software unter freien Lizenzen aus, wie arstechnica berichtet.

Die Daimler AG hat in seinem 152-Seiten Dokument "License Agreement Supplement" 109 Open Source Lizenzen abgedruckt, darunter bekannte Klassiker wie die GPLv2 und die LGPLv2.1, aber auch weniger anzutreffende Lizenzen wie die Pixman License und Oniguruma License, die aber letztlich auch nur auf den verbreiteten Typen MIT License und 2-Clause-BSD basieren.

Bemerkenswert ist, dass sich bei Mercedes-Benz keine Software unter der GPLv3 oder LGPLv3 findet. Dies dürfte der Besorgnis der Automobilindiustrie geschuldet sein, durch die "Anti-Tivoization"-Klauseln dieser Lizenzen gezwungen zu sein, den Kunden das Wiederaufspielen geänderter Software-Versionen ermöglichen zu müssen. Ob die GPLv2 und die LGPLv2.1 anders auszulegen sind, dürfte allerdings fraglich sein. Zu dieser gerichtlich noch nicht geklärten Frage werden unterschiedliche Auffassungen vertreten.

Das Lizenz-Manual von Mercedes-Benz enthält auch ein Sourcecode-Angebot  für die GPL- und LGPL-Bestandteile. Es wäre der Lizenz-Compliance sicherlich zuträglich gewesen, dieses Angebot auch auf andere Komponenten zu erstrecken, die wie die Common Public License ebenfalls ein Sourcecode-Angebot verlangen. Anhand einer Matrix lässt sich feststellen, welches Fahrzeug welche Open Source Komponenten enthält. Ob dann jeder Autokäufer dieses Lizenz-Manual erhalten wird, wie es die Lizenzen verlangen, wird sich noch weisen müssen. Unbekannt ist auch, ob die US Navy bei dem Weiterverkauf ihrer Kriegsschiffe die Lizenzbedingungen der anwendbaren Open Source Lizenzen einhält und den Sourcecode für Linux und andere GPL-Programme zur Verfügung stellt.