Sun zieht SISSL zurück

Von Dr. Axel Metzger
 
Sun hat in einer Pressemitteilung vom 02.09.2005 erklärt, die Sun Industry Standard Source License (SISSL) nicht weiter benutzen zu wollen. Sun möchte damit einen Beitrag zur Vereinfachung der Lizenzfragen leisten. Das maßgeblich von Sun betriebene Openoffice.org Projekt, das die Lizenz bisher neben der LGPL benutzt hat, wird die Software künftig nur noch nach den Bedingungen der LGPL lizenzieren.

Hintergrund:

Sun erklärt, mit dem Schritt der neuen Lizenzpolitik der Open Source Initiative folgen zu wollen, welche sich bereits im Frühling gegen eine weitere "Lizenz-Proliferation" gewandt und deswegen eine Verschärfung der eigenen Zertifizierungsbedingungen für neue Open Source Lizenzen erklärt hatte. In der Tat führt das Nebeneinander der wachsenden Zahl unterschiedlicher Open Source Lizenzen zu rechtlichen Schwierigkeiten. Die Nutzer müssen sich häufig nicht nur mit einer, sondern mit mehreren Lizenzen auseinandersetzen. Auch sind die Lizenzen nicht immer kompatibel, was die gemeinsame Nutzung unterschiedlicher Programme erschweren kann.
Es wäre deswegen überaus wünschenswert, wenn einige wenige, kompatible Standardlizenzen von allen Projekten und Unternehmen für die Freigabe von Software benutzt würden. Auf dem Weg zu einer entsprechend übersichtlichen Lizenzlandschaft sind jedoch erhebliche Hürden zu überwinden. Wer heute ein Programm und die GPL oder die MPL stellt, begibt sich der Möglichkeit selbst über die Verabschiedung neuer Lizenzversionen zu entscheiden. Dieses Recht haben sich die FSF und Netscape (bzw. die Rechtsnachfolgerin) vorbehalten. Eine solche Preisgabe der "Lizenzhoheit" ist für viele Unternehmen und öffentliche Träger nicht akzeptabel. Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass die Anzahl der Open Source Lizenzen stetig wächst. Eine Lösung des Problems könnte in der Demokratisierung der Lizenzhoheit liegen. Die Deutsche Freie Software Lizenz d-fsl enthält eine Klausel, welche das Recht über neue Lizenzversionen zu entscheiden, einem Lizenzrat einräumt. Im Lizenzrat werden die maßgeblichen Nutzer der Lizenz vertreten sein, um gemeinsam über künftige Lizenzversionen zu entscheiden. Eine entsprechende Öffnung der Lizenzpolitik wäre auch für die weiter verbreiteten Lizenzen wünschenswert.