Science Commons geht an den Start

Von Dr. Carsten Schulz
 
Anfang des Jahres hat Creative Commons mit "Science Commons" ein neues Projekt gestartet, das den besonderen Rahmenbedingungen im Wissenschaftssektor Rechnung tragen soll. Creative Commons selbst stellt die momentan weltweit wohl stärkste Organisation im Bereich der Förderung von Open Content Lizenzen und verwandten Lizenzen ("some rights reserved") dar. Mit Science Commons sollen nun sowohl die spezifischen Bedürfnisse der Wissenschaft beim Austausch von Fachbeiträgen, als auch der Austausch von wissenschaftlichen Informationen, Daten, immaterialgüterrechtlich geschützten Innovationen und Know-How untersucht und Lösungen für eine Umsetzung entwickelt werden.

Hintergrund:

Im Bereich wissenschaftlicher Publikationen gibt es bei der Gestaltung der Lizenzmodelle eine Reihe besonderer Faktoren zu berücksichtigen, die bei anderen Printpublikationen, etwa rein belletristischen Werken oder Beiträgen zu Publikumszeitschriften, nicht in derselben Weise existieren. Insbesondere etwa Fragen des zügigen Austausches von Forschungsergebnissen, die Einstellung der Artikel in (eigene) Archive sowie der Umgang mit Vorveröffentlichungen und Nachveröffentlichungen sind hier interessengerecht zu regeln. Im Rahmen von Science Commons sollen hier Lösungsperspektiven entwickelt werden.

Dass dabei sicherlich differenzierte Lösungen zu erwarten sind, zeigt ein Blick auf andere bereits etablierte (in Deutschland initiierte) Projekte. So haben im zweiten Halbjahr 2004 eine Reihe von wissenschaftlichen E-Journals im Rahmen der von dem Land Nordrhein-Westfalen geförderten Initiative "Digital Peer Publishing NRW" ihre Arbeit aufgenommen. Die Beiträge in den teilnehmenden Zeitschriften stehen sämtlich unter der speziell für diese Zwecke entwickelten Digital Peer Publishing Lizenz, Version 2.0. Diese Lizenz gestattet es jedermann, die Werke auf elektronischem Wege in unveränderter Form zu vervielfältigen und weiterzugeben. Eine Weitergabe in körperlicher Form (z.B. im Rahmen einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift) wird innerhalb dieser Lizenz jedoch nicht gestattet. Damit wird auf der einen Seite sichergestellt, dass die Informationen auf elektronischem Wege schnell an jedermann weitergegeben werden können, dass aber der Druck einer Printfassung einzelnen Verlagen vorbehalten bleiben kann.

Neben Fragen des wissenschaftlichen Publizierens gehören auch die Bereiche der Lizenzierung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und des Technologietransfers zu den Forschungsschwerpunkten von Science Commons. Hier soll unter verschiedenen Blickwinkeln zunächst untersucht werden, wie offene Lizenzmodelle die Nutzung und Entwicklung von Innovationen und Inventionen beeinflussen können. Behandelt werden dabei sowohl sozial- und entwicklungspolitische Fragestellungen (What value would standard, open licensing bring for diseases of the global poor?) als auch ökonomische und wirtschaftspolitische Aspekte.

Schließlich befasst sich das Science Commons Projekt auch mit dem Fragenbereich, wie Rohdaten und andere grundsätzliche Basisinformationen zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen ausgetauscht bzw. von diesen zur Verfügung gestellt werden können. Rohdaten bilden ein wesentliches Fundament wissenschaftlicher Forschung. Zur Zeit zeigt sich jedoch, dass der Zugang zu bestehenden Sammlungen von Rohdaten vielfach nicht optimal ausgestaltet ist. Science Commons will hier sowohl die rechtlichen Mechanismen (Lizenzen etc.,) als auch technische Ansätze der Archivierung und des Austausches von Rohdaten untersuchen.