Glaubhaftigkeit von SCO wieder erschüttert

Von Dr. Julia Küng
 
Im Rechtsstreit zwischen der SCO Group und IBM, der sich auf Behauptungen der SCO-Group gründet, IBM habe unberechtigt Unix-Quellcode im freien Betriebssystem Linux verwendet, sind nun Details ans Licht gekommen, die die Grundlage der Behauptungen von SCO ebenso wie deren Vorgehen einmal mehr als fraglich erscheinen lassen.

Hintergrund:

Im Zuge der Voruntersuchungen wurde eine E-Mail veröffentlicht, die der SCO-Entwickler Michael Davidson im Sommer 2002 an Senior Vice President Reg Broughton gesandt und dieser wiederum an McBride weitergeleitet hatte. In dieser E-Mail äußert Davidson unumwunden, dass die Untersuchung begonnen worden sei, weil der Vorstand von SCO sich weigerte zu glauben, dass Linux existieren konnte, ohne dass irgendjemand Teile von proprietärem Unix-Code hineinkopiert hätte. Man habe "gehofft", einen "rauchenden Colt" - sprich: gestohlenen Unix-Code - im Linux-Code zu finden.

Er erklärt weiter, dass er die Auffassung vertreten habe, dass die Untersuchungen Zeitverschwendung seien und zu keinem Ergebnis führen würden, weshalb ein externer Berater (Swartz) herangezogen worden sei, der vier bis sechs Monate dauernde Untersuchungen durchgeführt habe. Ebenso deutlich schildert Davidson das Ergebnis dieser Untersuchungen: "Letztendlich fanden wir absolut *nichts*, keinen Beweis für irgendeine Urheberrechtsverletzung oder anderes."

In der Zwischenzeit hat ein SCO-Vertreter die Echtheit dieser E-Mail bestätigt, weist jedoch darauf hin, dass die E-Mail nicht besagt, wann und mit welchen Methoden diese Untersuchungen durchgeführt wurden. Außerdem hat SCO nun eine weitere E-Mail veröffentlicht, die aus dem Jahr 1999 stammt und von Swartz verfasst wurde. In dieser schrieb Swartz, dass es Code gebe, der Zeile für Zeile identisch sei. Es handle sich aber nicht um ganze Programme, sondern eher um "Code-Fragmente".

Auch Davidson stellte in seiner E-Mail von 2002 fest, dass in Linux und Unix gemeinsamer Code vorhanden sei, doch handle es sich bei dem gemeinsamen Code um solchen, den beide, SCO und die Linux-Community, legal von Dritten erhalten hätten.

Im Ergebnis lässt sich konstatieren, dass auch diese Episode im von SCO angezettelten Rechtsstreit nicht dazu angetan sein dürfte, die bereits mancherorts bezweifelte Legitimation des Vorgehens von SCO zu untermauern. Die stichhaltigen Beweise bleiben daher weiterhin mit Spannung abzuwarten.

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