Schulen ans Netz - auf freie Art

Von RA Olaf Koglin
 
Die Open-Source-Variante von "Schulen ans Netz": Das Berliner Dathe-Gymnasium wird in Kooperation mit freifunk.net und WlanHain als erste deutsche Schule in ein freies Netzwerk eingebunden und hierduch an das Internet angeschlossen.

Hintergrund:

Das Projekt Schulen ans Netz wurde in den 90er Jahren unter maßgeblicher Beteiligung der Deutschen Telekom ins Leben gerufen, um deutsche Schulen ans das Internet anzubinden. Schülern und vor allem auch Lehrern sollte der Zugang zu und der Umgang mit dem Internet beigebracht werden. Das Projekt, das die Telekom unter anderem mit ISDN-Anschlüssen und Online-Guthaben unterstützte, musste sich jedoch schon bald der Kritik aussetzen, dass es weniger Medienkompetenz als die Bindung an marktstarke Provider und Betriebssysteme fördern würde.

Ebenfalls in den 90er Jahren verlegte die Deutsche Telekom in dem Ost-Berliner Stadtteil Friedrichshain Glasfaserkabel. Dies führt - wie auch in vielen anderen Regionen - zu der so genannten OPAL-Problematik: DSL bietet die Telekom nur dort an, wo Kupferkabel verlegt sind. Mehr oder weniger aus dieser Not heraus wurde in Friedrichshain WlanHain gegründet. Statt auf Lösungen der Telekom zu warten, wurde mittels WLAN eine beitbandige Internetanbindung einfach selbst hergestellt.

Unter freien Netzwerken versteht man eine Netz-Infrastruktur, die allen offen steht und von allen genutzt werden kann. Ein freies Funknetzwerk entspricht den Richtlinien des PicoPeering Agreement. Zentraler Aspekt des Picopeering Agreement (PPA) ist die Erklärung jedes einzelnen, einen Teil seiner eigenen Netzwerkressourcen für das Gesamtnetzwerk zur Verfügung zu stellen, und den ungehinderten Datentransfer durch die eigene Funkzelle zu ermöglichen.

freifunk.net, eine Initiative des Fördervereins Freie Netzwerke e.V., fördert die Verbreitung freier Netzwerke. Im September vergangenen Jahres hat freifunk.net im dänischen Djursland die weltweit größte Konferenz zu freien Netzwerken veranstaltet. Teilnehmer aus über 30 Staaten diskutierten über Antennenbau, Netzwerktechnik und die sozialen oder infrastrukturellen Gründe für die Errichtung freier Netzwerke. In Djursland beispielsweise errichteten die Bürger über rund 40 km ihr eigenes Netzwerk, weil weder Staat noch Wirtschaft zeitgemäße Internetanschlüsse anboten - OPAL in groß, sozusagen. In Ballungsräumen wie Berlin mag es neben der OPAL-Problematik einfach reizvoll sein, zusätzlich zur bestehenden Infrastruktur ein unabhängiges Netz zu errichten und über den Dächern sein eigener Netzbetreiber zu sein. In Flächen- und/oder Entwicklungsstaaten kann ein Funknetz schlicht die einfachste und billigste Art sein, verschiende Regionen an das Internet anzuschließen.

Das naturwissenschaftliche Dathe-Gymnasium in Berlin-Friedrichshain ist nun - ebenso wie einige seiner Schüler - an WlanHain und darüber an das Internet angeschlossen. Die Oberschule lädt am 5. Februar zum Tag der offenen Tür ein.