Sun treibt "Öffnung" von Java voran

Von Benjamin Roger
 
Sun Microsystems plant, in nächster Zukunft die Java-Plattform komplett unter der GPL zu veröffentlichen. Nachdem Ende 2006 mit der Open-Source-Lizenzierung begonnen wurde, sollen nun die letzten proprietären Teile bereinigt werden. Sun erhofft sich eine weitetre Verbreitung in Linux-Distributionen und größere Akzeptanz unter Entwicklern und bestätigt so einen Trend, die Position am Markt durch Öffnung zu festigen oder zu verbessern.

Hintergrund:

Sun hat seine Programmierumgebung Java schrittweise geöffnet: nachdem schon 1999 die Quellen veröffentlicht worden waren, begann im November 2006 die Veröffentlichung unter den Bedingungen der GPL als OpenJDK. Nun sollen also die letzten Teile, die noch nicht unter proprietären Lizenzen stehen, "befreit" werden. Damit wäre ein Hindernis für die Integration der Java-Umgebung in Linux-Dsitributionen beseitigt: die allermeisten Distributoren nehmen nur komplett freie Software in ihr Standard-Paket auf, so dass alles andere als "kommerzielle" Software händisch nachinstalliert werden muss. Dementsprechend hat Sun bereits Verhandlungen mit einigen dieser Projekte aufgenommen.

Dieser Schritt belegt, wenig überraschend, die Fortführung von Suns Open-Source-Strategie. Er ist also im Zusammenhang zu sehen mit dem Vertrieb von OpenSolaris als freiem Ableger des Solaris-Betriebssystems. Dieses soll als Projekt "Indiana" demnächst in binary-Form, also als "fertiges" System ähnlich den Linux-Distributionen veröffentlicht werden. Durch die komplette "Öffnung" soll die Java-Umgebung für Entwickler attraktiver werden und so weitere Verbreitung finden.

Bestätigt wird damit eine allgemeine Tendenz, wie sie auch bei Microsoft anklingt (vgl. Nachricht der Woche vom 22.04.2008): die Sicherung der eigenen Marktmacht führt heutzutage nicht selten über die Öffnung von Quellen oder Spezifikationen. Freilich sollen auf diesem Weg Einnahmequellen gesichert oder erschlossen werden; dazu allerdings wird Sun wenig konkret. Üblicherweise hoffen Unternehmen darauf, Dienstleistungen oder Hardware im Zusammenhang mit Open-Source-Software verkaufen zu können. In Bezug auf das Indiana-Projekt wurde auch die Möglichkeit genannt, Nutzer könnten über das Open-Source-Produkt letztlich zum kommerziellen Solaris angezogen werden. Das allerdings erscheint mehr als unsicher.