US-Gericht: UNIX gehört Novell

Von Olaf Koglin
 
Das für den SCO vs. Novell-Streit zuständige Gericht in Utah hat in einem Teilurteil entschieden, dass die Rechte an UNIX und ausschließlich Novell zustehen. Damit ist in den seit Jahren anhängigen Klagen eine wesentliche Entscheidung gefallen - beendet sind die Streitigkeiten allerdings noch lange nicht. Aber der Reihe nach:

 

Hintergrund:

Die SCO Group ist aus einer Fusion des früheren Linux-Distributors Caldera und der Santa Cruz Operation entstanden. Zur "Erbmasse" von Santa Cruz gehörten Verträge mit Novell, die die Übertragung von bestimmten Rechten an UNIX auf Santa Cruz zum Inhalt hatten - und die offensichtlich auch einige Ausnahmen und Unklarheiten beinhalteten.

Die SCO Group vertrat sodann die Position, die Rechte an UNIX zu besitzen. Im März 2003 wurde IBM auf Zahlung von einer Million US-Dollar Schadensersatz verklagt und behauptet, IBM habe im Rahmen ihrer damaligen Linux-Initiative UNIX-Code unter die GPL gestellt (vgl. die Nachricht der Woche vom 17.03.2003).

IBM reagierte darauf im Herbst 2003 mit einer Gegenklage und warf SCO vor, die GPL zu verletzten. Ende 2003 gab Novell dann bekannt, entgegen der Behauptungen von SCO Rechteinhaber an UNIX zu sein.

In dem Urteil des District Court for the District of Utah in Salt Lake City, das schon Anfang 2005 darauf hingewiesen hatte, dass es keine stichhaltigen Beweise für eine Rechtsverletzung durch IBM erkennen könne (vgl. die damalige Nachricht der Woche), wurde nun entschieden, dass die Rechte an UNIX und UnixWare Novell zustehen.

Dabei handelt es sich jedoch nur um eine Zwischenentscheidung; für die noch offenen Punkte aus diesem Gerichtsverfahren hat Richter Dale A. Kimball eine Verhandlung auf den 17. September 2007 festgelegt. Zudem ist eine Berufung möglich und wird auch mit Sicherheit eingelegt werden. Und schließlich gibt es neben diesem Verfahren SCO Group vs. Novell Inc. noch die Verfahren mit IBM.

Jedoch scheint nicht nur die juristische Grundlage der SCO-Verfahren zu bröckeln, sondern auch der finanzielle Background für die teuren US-Verfahren: Im Jahr 2003 hatte SCO noch rund 50 Millionen US$ von dem Investor BayStar Capital erhalten, womit unter anderem die Streitigkeiten um UNIX finanziert werden sollten. Gerüchten zu Folge soll sogar Microsoft hinter dieser Finanzierung gesteckt haben. Jedenfalls wurden von dem Investor zwischenzeitlich Millionenbeträge zurückgefordert. Hinzu kommt, dass Microsoft 17 Millionen US$ an SCO gezahlt und diese ausdrücklich als Lizenzgebühren deklariert hat, um die Berechtigung von SCO´s Klage zu untermauern. Von diesen Lizenzerlösen verlangt nun Novell 95%, da der Gerichtsentscheidung zufolge Novell Inhaber der UNIX-Rechte und damit Berechtigter der Lizenzgebühren ist.